«Bitte ein Diplom, sonst glaubt es meine Frau nicht»

Herisau. 335 Personen liessen sich am Samstag - mehrheitlich frühmorgens - als Teilnehmer am «17. Appenzeller Voralpenbrevet» einschreiben.

Lukas Pfiffner

Die reizvolle Landschaft und die Streckenführung, die Mischung aus gesundem Ehrgeiz und kollegialer Geselligkeit haben dieser Rad-Veranstaltung in den 17 Jahren ihres Bestehens einen hohen Bekanntheitsgrad eingetragen.

Die Wahl: «Gross oder klein?» lautete im Start-/Ziel-Gelände am Samstag erstmals um viertel vor sechs Uhr die Frage. Angesprochen waren damit die beiden Routen: 79 km Fahrt bei 1450 Höhenmetern lauteten die Zahlen auch diesmal für das «Kleine Voralpenbrevet», 114 km Fahrt bei 2370 Höhenmetern jene für das «Grosse Voralpenbrevet». 244 entschieden sich für die anforderungsreichere Strecke, 91 für die kürzere. Die Zahl von 335 Teilnehmern liegt nahe am Rekordbereich.

Überregionaler Charakter

Die Teilnehmer: Der Anlass hat längst überregionalen Charakter. Gruppen aus Österreich, aus dem Tessin, aus dem Vorarlberg, aus der Westschweiz waren angereist. Viele Teilnehmer erschienen in familiären Gruppierungen oder im Kreis von Kollegen. Offiziell steht die Veranstaltung «allen Radfahrern ab 12 Jahren» offen. Viele haben aber schon deutlich mehr Radsport-Erfahrung. «Muss ich den Jahrgang auch angeben?», fragte einer beim Einschreibeprozedere mit listigem Gesichtsausdruck. Der Mann ist 75 Jahre alt.

Es hat ein wenig «gelüftelt»

Die Veranstalter: Traditionsgemäss zeichnen für das Voralpenbrevet die Ausserrhoder Sektion des Touring-Clubs und der Sportclub der Firma Huber+ Suhner verantwortlich. Das Organisationskomitee, das von TCS-Kantonalpräsident Urs Meyer geleitet wird, ist überschaubar klein und kann seit vielen Jahren auf eine treue Schar von Helfern zählen - etwa beim Ausstecken und Einsammeln der Jalonierungstafeln, beim Besetzen der Verpflegungsposten, in der Festwirtschaft.

Mit der Kamera unterwegs

Die Knackpunkte: Der Reitenberg, die Schönau, beim grossen Brevet der Bendel, natürlich die Schwägalp und die Wissegg stellten auch in diesem Jahr die besonderen Herausforderungen dar. «Schön ist es bei euch», meinte der Journalist eines Rad-Magazins, der aus der Region Zürich extra angereist war, um einen Bericht sozusagen «aus dem Rennsattel» verfassen zu können. Und der deshalb unterwegs auch noch seine altgediente Digitalkamera einsetzte.

Zum Fahren ideal

Die Bedingungen: Dass es trocken bleiben würde, war angesichts der Prognose bald einmal abzusehen. Früh zeigte sich am Samstag da und dort die Sonne. «Es war über die Hügel aber zum Teil noch ‹zu›, also zum Fahren ideal», berichtete ein Teilnehmer nach der Rückkehr. Es habe immer wieder ein wenig «gelüftelt», freute sich eine Dame. Sie meinte damit das Wetter und nicht einen allfälligen Druckabfall an ihrer Bereifung...

Bienenstich und Diebstähle

Die Ziele: Um viertel vor zehn Uhr erschien der erste Teilnehmer wieder auf dem Parkplatz hinter der Firma Huber+Suhner. Eine Zeitmessung findet bei diesem Anlass nicht statt. Eine «persönliche Kontrolle» führen aber die meisten Fahrer durch: Die Strecke schneller zu bewältigen als im Jahr zuvor, kann ein Vorsatz sein. Oder diesmal länger mit dem Kollegen mithalten zu können als beim ersten Vergleich.

Bienenstich und Velodieb

Die Zwischenfälle: Sie waren im Vergleich zu früher bei der 17. Austragung häufiger und betrafen Fahrer aus ganz verschiedenen geografischen Regionen. Ein Thurgauer musste wegen eines Bienenstichs in Degersheim von einem Arzt betreut werden, ein Teilnehmer aus Deutschland stürzte zwischen Teufen und Stein und zog sich eine Schulterverletzung zu. Fast nicht zu glauben: Einem Bündner Teilnehmer wurde das Rad beim Verpflegungsposten im Hemberg gestohlen; einem Vorderländer kam das Velo im Ziel abhanden, als er sich in der Festwirtschaft erholte!

«Ideelle werte»

Die Belohnung: Ein Erinnerungsglas, ein Bidon, ein Diplom - dies sind die «materiellen» Entschädigungen für die körperlichen Strapazen und das Startgeld von zwölf Franken (bei Vorauszahlung) bzw. 17 Franken (bei Anmeldung am Morgen). Die «ideellen» Werte und die persönliche Genugtuung sind aber wohl noch höher einzuschätzen. «Bis zum nächsten Mal», sagte denn auch mancher, nachdem er die Beine durchgestreckt, seine Kehle erfrischt und das Erlebnis Voralpenbrevet 2005 analysiert hatte.

Lieber doch...

Er wolle jetzt entgegen seiner ursprünglichen Absicht doch ein Diplom, meinte ein Teilnehmer. «Es sind ja schon einige Kilometer gewesen. Und sonst glaubt es meine Frau nicht...»

weitere Informationen zum Event 2006:

 TCS Sektion AR, 9100 Herisau http://www.tcsar.ch/TCS_AR.htm oder Sportclub HUBER+SUHNER AG

Höhenprofil Grosse Voralpenbrevet:

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21. Januar 2006